Eine langweilige Busfahrt

Hallo Leute, eigentlich wollte ich erst am Ende meiner Dalmatien-Reise etwas schreiben, aber was mir heute bei meiner Busfahrt von Budva nach Shkodra passiert ist, verdient einen eigenen Eintrag.

Es ist 6:45 Uhr und mein Handywecker reißt mich aus einem verrückten Traum. Verwirrt fahre ich hoch, richtig mein Bus nach Shkodra. Ich fall kurz zurück, denke noch „auf geht’s“ und schon schlaf ich weiter. Sowas passiert mir eigentlich nur wenn ich auf Arbeit gehen sollte :).
7:14 Uhr: Aus irgendeinem Grund wache ich wieder auf. Erschrocken schau ich auf die Uhr. 16 Minuten bis der Bus fährt, fuck, das wars…
Ich denke kurz über die Alternativen nach und dann… ok scheiß drauf, ich versuch’s. Ich springe aus dem Bett, raff meinen Kram zusammen und schmeiß alles in den Rucksack. Zum Glück hatte ich am Abend schon fast alles gepackt. Schnell noch die Zähne geputzt und los geht’s. 7:18 Uhr, 12 Minuten bis der Bus fährt, für etwa einen Kilometer Fußweg. Sollte passen. Ich renn los und bete das ich nichts im Apartment vergessen habe.
Es ist angenehm frisch draußen, zum Glück ist es Vormittags und die Sonne brennt noch nicht so brutal.
Die Leute schauen mich seltsam an wie ich mit meinen beiden Rucksäcken bepackt die Straßen entlang hechle. 7:28 Uhr und 50 Sekunden zeigt die Uhr im Terminal als ich den Busbahnhof endlich erreiche. Ich zücke mein Ticket und reiche es dem gelangweilten Kontrolleur. Er zeigt nur mit dem Finger auf den wartenden Bus. Geschafft…

Schwitzend sitze ich im Bus und bemerke das ich mein Wasser vergessen habe. 4 Stunden Fahrt ohne Wasser? Egal, das passt schon. Los geht’s. Der Bus fährt erst die Küste entlang um dann nach Norden Richtung Podgorica (die Hauptstadt von Montenegro) abzubiegen. Ich bin etwas überrascht weil das nicht die kürzeste Route ist, aber wird schon passen. Eventuell hält er noch irgendwo und ich kann unterwegs was zu trinken kaufen.

Bis nach Podgorica passiert nichts weiter. Wie erwartet fährt er auf den dortigen Busbahnhof und sagt das wir 10 Minuten Pause machen würden. Top! Ich kaufe mir eine Pepsi und Wasser und bin glücklich. 30 Minuten mehr Schlaf bekommen und Morgensport gemacht. Nicht schlecht.

Weitergehts, aber nur kurz. Der Fahrer hält an einer Tankstelle. Autos stauen sich dort und er wedelt gestresst mit den Armen, fährt den Bus von Zapfsäule zu Zapfsäule bis wir schließlich nach 10 Minuten von den Einweisern das Signal bekommen das wir tanken können. Dann springt er aus dem Bus und ist verschwunden. Alle warten doch der Fahrer taucht nicht mehr auf. Nach weiteren 10 Minuten verlassen die ersten den Bus – umständlich über die Fahrertür. Ich warte einfach. Ich hab mein Trinken und bin zufrieden. Dann taucht der Fahrer wieder auf, steigt in den Bus, fährt ein Stück zurück, parkt und öffnet die Tür, dabei winkt er uns zu das wir alle aussteigen können. Ich vermute das irgend etwas am Bezahlsystem hapert da auch andere Autos und LKW warten und nicht weiterfahren.

Vielleicht könnte ich mir noch was zu Essen besorgen? Gedacht getan und so stehe ich im Rasthof und begutachte die Sandwiches. Tomate-Mozzarella klingt nicht schlecht. Ich sage es dem Mädel hinter dem Tresen und sie gibt mir zu verstehen das sie daran arbeitet. Ich wollte eigentlich ein fertiges kaufen aber wenn sie es frisch zubereiten möchte, bitteschön. Und damit beginnt die Tortur…
Sorgfältig streicht sie Pesto über das geschnittene Brot. Dann holt sie eine frische Tomate und Mozzarella aus dem Kühlschrank und beginnt gemächlich beides in Scheiben zu schneiden. Nervös blicke ich mich um, das scheint hier eine Weile zu dauern. Noch stehen aber alle im Restaurant und warten. Ich hätte nicht gedacht das man sich an einer Tankstelle soviel Mühe mit einem einfachen Sandwich macht. Sie aber ist die Gelassenheit in Person und widmet ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem Handwerk. Noch ein frisches Salatblatt oben drauf und endlich ist mein Sandwich fertig. Ich schaue mich nochmals um, noch immer scheinen alle zu warten. Der Fahrer steht draußen vor der Tür und raucht. Ok, da könnte ich auch noch einen Cappuccino dazu nehmen. Ein Fehler…
Plötzlich geht alles ganz schnell, der Fahrer kommt rein und bezahlt. Dann winkt zum Aufbruch. Die verbleibenden Leute aus dem Bus verlassen die Tankstelle, während meine freundliche Bedienung noch dabei ist die Milch aufzuschäumen. Verdammt. Nervös drehe ich mich hin und her und gebe ihr zu signalisieren das mein Bus gleich losfährt. Sie schaut mich nur verwirrt an und arbeitet einfach weiter. Noch etwas Sirup über die aufgeschäumte Milch und das Kaffeegetränk steht vor mir. Endlich. Ich gebe ihr meine Kreditkarte und drehe mich um. Der Bus fährt los. Ich rufe ihr etwas zu und renne aus der Tankstelle, dem Fahrer winkend das er doch bitte auf mich warten möge. Ich bin schon fast bei der Ausfahrt als er mich endlich sieht und anhält. Puh. Ich renne zurück, die Bedienung gibt mir meine Karte, scheint geklappt zu haben mit dem bezahlen. Wieder renne ich raus und steige fluchend in den wartenden Bus.

Ganz ehrlich, wenn ich im Bus als Gast sitze und merke das wer fehlt, dann würde ich das dem Fahrer sagen. Hat anscheinend keiner gemacht… Glaube in die Menschheit -1.

Der Bus fährt los. Während ich mich noch ärgere und grübelnd meinen Kaffee trinke und darüber nachdenke was passiert wäre wenn der Bus einfach weggefahren wäre gibt es plötzlich einen lauten Knall. Ich schrecke auf. Grollend und ruckelnd kommt der Bus am Straßenrand zum stehen. Jap, der Reifen denke ich mir, passt ja. Die Stimmung im Bus ist seltsamerweise nicht getrübt. Manche lachen sogar. Nur der Fahrer ist verärgert und winkt alle raus. Nach dem obligatorischen Foto von dem geplatzten Reifen suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und warten.

Nicht all zu lang und der 8:30 Uhr Bus taucht auf, vielleicht 5 Minuten hinter uns, den hätte ich auch noch nehmen können, wäre vielleicht besser gewesen… naja zu spät. Ein paar von uns werden da reingequetscht und fahren weiter. Die meisten müssen stehen und das in einem Kleinbus, muss ich nicht machen, da warte ich lieber. Und das war an diesem Tag anscheinend die erste richtige Entscheidung. Nach weiteren 15 Minuten kommt der Reparaturwagen und repariert in Windeseile den kaputten Reifen.

Tja und das wars. Die Grenzkontrolle nach Albanien überwinden wir problemlos und bis auf das der Fahrer ständig raucht, seinen Plastikmüll aus dem Fenster wirft und alle 20 Minuten von einer Frau angerufen wird und die zwei sich nach wenigen Sekunden minutenlang anschreien (ich vermute weil er zu spät ist), komme ich ohne weitere Zwischenfälle in Shkodra an.

Morgen geht’s dann 6:30 Uhr mit einem 4×4 Jeep in die albanischen Alpen. Mal schauen was da passiert :).

Ein Gedanke zu „Eine langweilige Busfahrt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert